Ein neues Jahr und neue Wege

Den ersten Beitrag im neuen Jahr möchte ich dazu nutzen, um mir so einiges von der Seele zu schreiben.

In den letzten paar Wochen ist hier so einiges passiert – ein Jobwechsel, Umzugsvorbereitungen, die in die heiße Phase gehen, Krankheit die uns niedergestreckt hat und und und 😉

Im Moment gibt es Vieles, das mich beschäftigt, das meiste davon hat mit meiner Zukunft und der meiner Hexen zu tun. Nach einigen Jahren werden wir im April unser gemütliches Häuschen in unserem kleinen Tal verlassen und es ist nicht sicher, was die Zukunft bringen wird.

Ihr wisst, ich schneide auch gerne mal private Dinge hier an und ich denke, dass die Scheidung vom Vater seiner eigenen Kinder kaum privater sein könnte, aber ich denke auch, dass man damit offen umgehen sollte. Warum auch nicht..?

Natürlich habe ich mir meinen Weg vor einigen Jahren anders vorgestellt. Hatte die perfekte Vorstellung, dass eine Hochzeit einmalig und für immer ist, aber wie das so ist mit Vorstellungen.. Es kommt in den meisten Fällen etwas dazwischen – das Leben. Menschen verändern sich und entwickeln sich dabei nicht selten in verschiedene Richtungen. Im Alltag ist es meistens schwierig sich das Gefühl zu bewahren, dass einen früher vielleicht verbunden hat. Ob die Liebe von Anfang zu schwach war oder man sich einfach über die Jahre irgendwie verloren hat, kann man am Ende unmöglich beantworten. Die Frage ist, was man daraus macht.

Am Anfang kämpft man, das würde wohl jeder. Sätze wie „für die Kinder“ und „wir sind doch verheiratet“ kommen auf. Man kämpft und in vielen Fällen sogar mit Erfolg. Man findet wieder zueinander, schafft es, das, was einen mal zusammengeführt hat, wieder aufleben zu lassen und zu bewahren. Das ist toll und wünschenswert – eben für die Kinder. Allerdings geht es auch in vielen Fällen nicht so aus…

In meinem Fall war der Kampf aussichtslos und ich hatte ihn schon vor zwei Jahren verloren. Aber nach all dem Kampf hatte ich etwas aus den Augen verloren – mich selbst. Ich war davon überzeugt, dass ich meine Ehe irgendwie aufrecht erhalten konnte, für meine Kinder und für mein Umfeld das Bild davon weiter oben zu halten..

Mit Beginn des letzten Jahres setzte allerdings eine Veränderung ein. Angefangen bei meinem Selbstwertgefühl – ich schrieb darüber – aber wirkliches Umdenken fing damit an, dass meine Große (gerade 3 Jahre alt damals) anfing Fragen zu stellen: „Mama, warum gibst du dem Papa eigentlich nie ein Bussi?“… „Warum schläft der Papa eigentlich in seinem eigenen Bett?“…

Das waren Momente, die mich schockierten und sehr zum Nachdenken brachten. War es das, was ich die nächsten 18 Jahre leben wollte? War es das, was meine Kinder über Beziehungen lernen sollen? Was ich ihnen über Liebe und Nähe vermitteln wollte? Wenn eine gerade 3-jährige solche Fragen stellt, was für Fragen werden in 3, 4 oder 7 Jahren kommen? Wird sie mir dann überhaupt noch Fragen dazu stellen oder wird sie selber so abgestumpft sein wie ich?

All das wuchs immer mehr in mir, dennoch fehlte mir der Mut. Der Mut für den nötigen Schritt. Ich dachte immer wieder, dass es uns ja doch aber eigentlich gut geht, unser Leben nicht so schlecht sei. Irgendwie funktionierte ja alles.

Im Frühjahr machte ich dann eine Begegnung, die vieles veränderte… Vor allem mich. Diese Begegnung riss mich aus meiner Starre.. Aus meiner Unfähigkeit Dinge zu verändern. Nach langer Zeit, hatte ich das Gefühl wieder zu leben, ich sah dass es noch etwas anderes gab. Ich konnte wieder Glück empfinden, konnte mich wieder als eigene Person wahrnehmen.

Dieser, so besondere Mensch, war allerdings in der gleichen Situation wie ich und ich war mir sicher, dass wir keine Zukunft haben konnten und beendete es, bevor es richtig anfangen konnte – zumindest dachte ich das. Trotz dieser, sehr schwierigen Trennung, beschloss ich, mich auch vom Vater meiner Kinder zu trennen, das alles innerhalb von wenigen Tagen. Ich wusste, dass ich mich gefühlsmäßig unumkehrbar vom Vater meiner Kinder entfernt hatte, andernfalls wäre ich nie empfänglich für jemand anderen gewesen. Ich war mir sicher, nicht mehr zurück zu können.

Eine Achterbahn der Gefühle und keine leichte Zeit für mich, aber ich wusste, ich bin auf dem richtigen Weg.

Ich bin kein Fan von Gerede vom Schicksal und Seelenverwandtschaft, aber auch das hat sich im letzten Jahr irgendwie verändert. Diese Begegnung war zu besonders und zu viel, als das wir hätten einander loslassen können, das wurde uns nach einiger Zeit und viel Schmerz bewusst.

Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen. Manchmal geht es uns äußerlich gut und innerlich zerreißt es uns. Man soll nichts wegschmeißen, weil es mal „nicht so gut läuft“, nichts aufgeben, was noch eine Chance hat, aber ich habe gelernt, dass man auch eine Ende akzeptieren muss, wenn es offensichtlich ist. Ich weiß mittlerweile, dass ich meinen Kindern keinen Gefallen getan hätte, hätte ich mich für dieses Schauspiel für weitere Jahre entschieden. Ich weiß jetzt, dass es gesünder und besser für sie ist, wenn sie sehen können, dass Mama und Papa nicht zusammenleben müssen, wenn es eben nicht mehr geht und trotzdem erwachsen und vernünftig miteinander umgehen können. Sie können glücklich sein, wenn ihre Eltern es sind und wenn das bedeutet, dass sie dazu getrennte Wege gehen müssen, dann ist das die Konsequenz daraus.

Viele Worte, ich weiß. Aber ich empfinde es für mich als wichtig, es niederzuschreiben und vielleicht andere Frauen in ähnlichen Situationen zu erreichen. Manchmal tut es gut zu wissen, dass es andere gibt, denen es ähnlich geht.

 

 

Für alle, die nicht so viel vom Lesen halten, möchte ich noch ein paar Bilder anhängen, die im Herbst entstanden sind.

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Eine bequeme Jogging-Hose für die große Hexe, aus tollem Glitzersweat von Lillestoff.

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Die Hose ist während des Probenähens zu „Jorne“ entstanden – der Name des Kibadoo Schnittes.

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Eure Kischi

 

19 Gedanken zu “Ein neues Jahr und neue Wege

  1. du machst das richtig, indem du auf dich selbst hörst. das ist schwierig, aber das einzig richtige! du bist eine tolle frau, eine tolle mutter und sicher auch eine tolle partnerin!

    lg kathrin

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  2. Ich sitze hier mit Gänsehaut. Unsere Geschichten gleichen sich sehr und auch ich habe meinen »Zwilling« gefunden und mich für diesen schweren Schritt entschieden meine Ehe zu beenden. Ein Einschnitt in meinem Leben. Mit vielen verlorenen Freunden, Bekannten und nachhaltig veränderten Beziehungen in meiner Verwandschaft. Aber: das was ich bekommen habe ist unbezahlbar und schenkt mir viel Kraft. Gefühlt war 2015 für viele Menschen ein Jahr mit Aufbrüchen an ganz neue Ufer. Und ich bereue keine Minute.

    Dir alles gute für die Zukunft!

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    1. Dass das letzte Jahr für sehr viele Menschen viel verändert hat, stimmt wohl. Auch in meinem Bekannten- und Freundeskreis. Aber Veränderung ist gut, wenn man immer das Beste daraus macht.
      Ich danke dir für deine ehrlichen Worte, das hilft auch mir ❤

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  3. Dein Text ist so berührend und stark – vielen Dank für deine Worte! Ich freue mich (unbekannterweise) mit dir, dass du die Kraft gefunden hast, zu dir selbst zu stehen, deinen Weg zu gehen und den bequemen, vermeintlich einfacheren Weg zu verlassen. Dazu gehört viel Mut! Seinen Seelenpartner zu finden, ist etwas ganz besonderes und nicht jedem vergönnt. ❤

    Ich wünsche euch alles, alles Gute für das neue Leben!

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  4. Ach du liebe 💖💖 danke für deine Ehrlichkeit und ich bewundere deinen Mut zutiefst und wünsche dir vom Herzen das du weiter auch an dich als Frau denken kannst und glücklich sein kannst.
    Und ich bin mir auch ganz sicher das Kinder von glücklich getrennten Eltern mehr haben und gutes lernen können als von unglücklich zusammen lebenden.
    Habt eine wunderbare aufregende und schöne Zukunft.

    Liebe grüsse Steffi

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  5. Viel Glück für die Zukunft…..ich hab das ganze vor 13 Jahren erlebt und den Mut gehabt zu gehen ( Kids 3,5 J und 2 M) und hab mein Lachen wiedergefunden…..nach einigen Fröschen die ich küssen musste/durfte bin ich seit 7 Jahren mit meinem jetzigen 2. Mann zusammen und inzwischen verheiratet mit 2 weiteren Kids 3 und 5 und glaub mir, ich war nie glücklicher….trotz eines stressigeren Lebens und einem Exmann,der mir immer wieder liebend gerne Steine in de Weg legt…..aber ich hab Jemanden an meiner Seite,der es mitträgt und der perfekte Mann für mich ist !!!!

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  6. Liebe Kerstin,
    Chapeau, dass hier dein Innerstes nach Außen kehrst!
    Ich wünsch euch Drei-Mäderl-Haus von Herzen alles Liebe, lasst es euch immer gut gehen und genießt eure Zeit.

    Viel Kraft für so manche Herausforderung, viel Erfolg bei allem was du/ihr anpack(s)t und viel mehr Gesundheit (schau auf dich auf!)
    Alles Liebe, Tanja

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  7. Liebe Kischi, ich bin doch um einiges älter als du und habe vieles von dem erlebt, was du beschrieben hast, hab funktioniert und bin wegen meiner Kinder bei meinem Mann geblieben, dann ist er gegangen und ich kann dir garnicht sagen welche Befreiung es für mich war, mein Selbstwertgefühl hat sich immer mehr aufgebaut. ich habe meine Kinder alleine grossgezogen. lebe jetzt allein und es geht mir gut. Ich wünsche dir nur das Beste und vergiss nie auf deine Gefühle und Bedürfnisse zu achten und hab vor allem kein schlechtes Gewissen ( damit hatte ich lange Zeit zu kämpfen, dachte immer ich wäre schuld an dem Nichtfunktionieren unserer Ehe).
    Ich hoffe, du lässt uns weiter ein wenig an deinem Leben teilhaben.
    alles Liebe und ein glückliches 2016 wünscht dir gerlinde

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